Abgeschickt von Gotthilf am 13 Januar, 2005 um 18:01:06:
Antwort auf: Meine Antworten auf die unten seperat geposteten Threads aus dem Jesus.de Forum: Thread 4813 von Gotthilf am 12 Januar, 2005 um 18:01:34:
Meine Antwort auf
http://www.jesus.de/foren/readframe.htm ... =0&t=4939&Definitive Wahrheit
"im Thread " Jakob Lorber - Endzeitsverführung " hat ... die Behauptung aufgestellt,
Jakob Lorber würde das biblische Evangelium verkündigen.
Auch Sun hat diese Behauptung aufgestellt .
Das ist definitiv f a l s c h ! Jakob Lorber verkündigt
E I N A N D E R E S E V A N G E L I U M !!!"
Definitiv falsch? Dieser Christ meint also absolute Wahrheit als gewissermaßen über Gott stehend definieren zu können? Aber die folgenden Argumente sollen Aufmerksamkeit bekommen, nicht solches Gebrüll.
Jesus als Mensch und Gott
"Jesus sei auch in dem Sinne ganz und gar Mensch gewesen,daß in seiner Seele sich ursprünglich echte menschliche Schwächen zeigten:
Stolz,Herrschsucht,Sinn fürs Wohlleben,Weiberlust.
Aber er habe diese Schwächen überwunden durch freiwillige Armut,demütigen Gehorsam und hingegebenen Dienst für seine Mitmenschen,
besonders die Armen und Elenden,ferner durch Fasten,schwere Arbeit,karge Kost,Gebet und Umgang mit Weisen.
Dadurch sei er schließlich dahin gelangt,daß er die an ihn herantretenden Versuchungen überwinden und sodann mit dem göttlichen Urlebensfunken einswerden konnte....
..Jesus Christus sei also ursprünglich reiner Mensch gewesen,und e r s t s p ä t e r s e i e r a u c h G o t t g e w o r d en ,ja alleiniger Gott !"
Das ist einerseits richtig, andererseits aber auch ein gravierendes Mißverständnis der Schriften Lorbers, wie folgende Zitate aus Lorbers Schriften zeigen sollen:
"9. September 1844
[JJ.01_299,01] Nach dem aber heißt es in der Schrift: Und Er nahm zu an Gnade und Weisheit vor Gott und den Menschen und blieb untertänig und gehorsam Seinen Eltern, bis da Er Sein Lehramt antrat.
[JJ.01_299,02] Frage: Wie konnte Jesus denn als das alleinig ewige Gottwesen an Weisheit und an Gnade vor Gott und den Menschen zunehmen, da Er doch Gott von Ewigkeit war?
[JJ.01_299,03] Und wie namentlich vor den Menschen, da Er doch von Ewigkeit das endlos allervollkommenste Wesen war?
[JJ.01_299,04] Um das richtig zu fassen, muß man Jesum nicht abgeschlossen als den alleinigen Gott ansehen;
[JJ.01_299,05] sondern man muß sich Ihn als einen Menschen darstellen, in dem die alleinige ewige Gottheit Sich gerade also untätig scheinend einkerkerte, wie da in eines jeden Menschen Wesen der Geist eingekerkert ist.
[JJ.01_299,06] Was aber ein jeder Mensch nach göttlicher Ordnung tun muß, um seinen Geist frei zu machen in sich,
[JJ.01_299,07] das mußte auch der Mensch Jesus ganz vollernstlich tun, um das Gottwesen in Ihm frei zu machen, auf daß Er eins würde mit Ihm.
[JJ.01_299,08] Es muß aber jeder Mensch gewisse Schwächen in sich tragen, die da die gewöhnlichen Fesseln des Geistes sind, durch die er wie in einer festen Hülse eingeschlossen ist.
[JJ.01_299,09] Die Fesseln können aber erst dann zersprengt werden, wenn die mit dem Fleische vermengte Seele sich durch die gerechte Selbstverleugnung also gestärkt hat, daß sie fest genug ist, den freien Geist zu fassen und zu halten.
[JJ.01_299,10] Aus dem Grunde kann der Mensch eben auch nur durch allerlei Versuchungen seine Schwächen gewahren und erfahren, wie und worin sein Geist geknebelt ist.
[JJ.01_299,11] Wenn er dann gerade in diesen Punkten sich in seiner Seele selbst verleugnet, so löset er dadurch dem Geiste die Fesseln ab und fesselt damit die Seele.
[JJ.01_299,12] Ist dann mit der gerechten Zeit die Seele mit allen den ehemaligen Geistesbanden gefestet, so geht dann freilich ganz natürlich der ganz entfesselte Geist in die ganze starke Seele über,
[JJ.01_299,13] und diese gelangt dadurch in alle himmlische Machtvollkommenheit des Geistes und wird dadurch für ewig vollkommen Eins mit ihm.
[JJ.01_299,14] In dem Ablösen einer Fessel um die andere aber besteht das Zunehmen der Seele in der geistigen Kraft, welche da ist die Weisheit und die Gnade.
[JJ.01_299,15] Die Weisheit ist das helle Schauen der ewigen Ordnung Gottes in sich, und die Gnade ist das ewige Liebelicht, durch das alle die endlosen und zahllosen Dinge, ihre Verhältnisse und Wege erleuchtet werden!
[JJ.01_299,16] Wie aber das beim Menschen also der Fall ist, also war es auch bei dem Gottmenschen Jesus.
[JJ.01_299,17] Seine Seele war gleich wie die eines jeden Menschen und war mit um so mehr Schwächen behaftet, weil der allmächtigste Gottgeist Sich Selbst in die gewaltigsten Bande legen mußte, um in Seiner Seele gehalten werden zu können.
[JJ.01_299,18] Also mußte die Seele Jesu auch die größten Versuchungen, Sich Selbst verleugnend, bestehen, um ihrem Gottgeiste die Bande abzunehmen, Sich damit zu stärken für die endloseste Freiheit des Geistes aller Geister, und also völlig Eins zu werden mit Ihm.
[JJ.01_299,19] Und ebendarin bestand denn auch das Zunehmen der Weisheit und Gnade der Seele Jesu vor Gott und den Menschen, und zwar in dem Maße, als Sich der Gottgeist nach und nach stets mehr und mehr einte mit Seiner freilich göttlichen Seele, welche da war der eigentliche Sohn."
Der erste Satz verweist auf die Schrift, also die Bibel:
Luk 2,40: "Das Kind aber wuchs und erstarkte, erfüllt mit Weisheit, und Gnade Gotes war auf ihm."
Der Unterschied scheint zu sein, daß Lorber aussagt das Kind nahm an Gnade und Weisheit zu, wogegen die hier zitierte Neue Elberfelder Übersetzung den Eindruck erweckt, als ob das Kind erfüllt mit Weisheit und Gnade aufwuchs. Da ich den Urtext nicht lesen kann, muß ich an dieser Stelle stehenbleiben. Solche Unterschiede kommen bei Lorber aber mitunter durchaus bewußt vor: (Nachtrag: Luk 2,52: "Und Jesus nahm zu an Weisheit und Alter und Gunst bei Gott und Menschen" Die nachstehende Abschweifung belasse ich trotzdem, wegen ihrer über den konkreten Fall hinausgehend nützlichen Aussage.)
Jesus als Tafeldiener:
"[GS.01_051,19] Also wendet euch denn nun auch an den alleinigen Herrn Jesum Christum, denn Er ist der alleinige Gott und Herr Himmels und der Erde. Wendet euch aber in eurer Liebe zu Ihm, und ihr werdet alsobald in Ihm und aus Ihm in euch die wahre Bestimmung des ewigen Lebens finden und dann allerklarst erschauen.
[GS.01_051,20] Diese (irrige) Dreieinigkeit aber muß in euch völlig untergehen, auf daß ihr die wahre Dreieinigkeit, welche da ist die Liebe, Weisheit und daraus hervorgehende ewige Tatkraft in dem alleinigen Herrn Jesus, erkennet!
[GS.01_051,21] Denket nicht, daß bei der Taufe Christi eine göttliche Dreipersönlichkeit geoffenbart ward; denn solches alles war ja nur eine Erscheinlichkeit, vom Herrn zugelassen, damit die Menschen dadurch sollten in dem Einen Herrn die volle Allmacht und die volle Göttlichkeit erkennen. Denn damals hat wirklich die Weisheit Gottes, als Sein ewiges Wort aus der ewigen Liebe hervorgehend, das Fleisch angenommen und hieß Gottes Sohn, welches ebensoviel besagt als: Die Weisheit ist die Frucht der Liebe und geht aus derselben hervor wie das Licht aus der Wärme. Und die ersichtliche Gestalt des Geistes Gottes über dem Sohne bezeichnete erscheinlich nur, daß die ewige unendliche Kraft Gottes zwar also wie die Weisheit aus der Liebe gehend, aber dennoch durch die Weisheit wirket, also wie die Wärme der Sonne im fortgepflanzten Lichte die Wirkungen hervorbringt.
[GS.01_051,22] Wenn ihr nun dieses alles einsehet, so werdet ihr es ja auch leichtlich begreifen, daß in dem Herrn, weil in ihm das gesamte unendliche Licht der Weisheit vorhanden war, also auch die gesamte unendliche Liebe, wie aus den Beiden die gesamte unendliche göttliche Tatkraft vorhanden sein mußten.
[GS.01_051,23] Denn also spricht ja auch Johannes: „In Christo wohnt die Fülle der Gottheit“, und spricht eben auch: „Im Anfange war Gott; Gott war das Wort, und das Wort war bei Gott; das Wort ist Fleisch geworden, und hat unter uns gewohnt.“ – Ihr saget zwar, es hieße also: „Im Anfange war das Wort, Gott war das Wort; denn das Wort war bei Gott, und Gott war im Worte.“ Solches ist einerlei! denn Gott und Wort ist eines und dasselbe wie Sohn und Vater. Oder wenn ihr saget: Wort und Gott, welches ebenfalls eines ist wie Sohn und Vater, da ist nicht eines früher denn das andere, denn Vater und Sohn oder Gott und das Wort oder Liebe und Weisheit sind von Ewigkeit her vollkommen Eins. Daher möget ihr auch den Text aus Johannes drehen, wie ihr wollet, so hat sein Zeugnis immer einen und denselben Sinn, nämlich, daß der Herr Einer ist, sowohl als Vater, als Sohn und als Geist!
[GS.01_051,24] Ihr saget, wie demnach solches zu verstehen wäre, da der Herr die Sünde wider den Vater und den Sohn als nachläßlich darstellte, aber die „Sünde wider den hl. Geist“ nicht? Solches ist ja doch leicht begreiflich; wer da kämpfet gegen die göttliche Liebe, den wird die göttliche Liebe ergreifen und wird ihn zurechtbringen, und wer da kämpfet wider die göttliche Weisheit, dem wird die göttliche Weisheit das gleiche tun. Sage mir aber, so es einen Toren gäbe, der da möchte gegen die unendliche göttliche Macht und Kraft sich im Ernste auflehnen, was kann wohl dessen Los sein, als daß ihn die göttliche unendliche Kraft ebenfalls ergreife und ihn verwehe hinaus in die Unendlichkeit, aus welcher er einen gar verzweifelt langen Rückweg haben wird, um sich wieder möglicherweise der Liebe und Erbarmung Gottes zu nähern.
[GS.01_051,25] Siehe, also tut ja alles dieses nur immer einer und derselbe Herr und erweiset sich jedem Menschen wie der Mensch will. Wer es demnach mit Seiner Kraft aufnehmen will, dem wird es der Herr auch zu verkosten geben, wie da schmecket Seine Allmacht gegen die Ohnmacht eines Geschöpfes! Denke dir aber ja nicht, daß der Herr solch einen törichten Kämpfer verdamme und vernichte; denn solches alles tut der Herr aus Seiner unendlichen Liebe, damit niemand verloren gehe. – Solches nun erwäget in euch, und ich will dann wiederkommen und euch führen, dahin, wie ihr es in euch werdet erkannt und gefunden haben!"
Hieraus habe ich nun einen größeren Ausschnitt zitiert, da das Thema der Dreieinigkeit gleich ebenfalls noch angesprochen wird und dies auch dafür brauchbar ist. Jesus als Tafeldiener hat also scheinbar falsch aus der Bibel zitiert, was die Angesprochenen auch bemerken:
"[GS.01_052,07] Damit ihr aber nun sehet, worin dieser Punkt besteht, so mache ich euch darauf aufmerksam, daß nämlich der Tafeldiener die angeführten Schrifttexte dem außen nach etwas durcheinander geworfen hat. Eine Korrektur habt ihr gleich während der Unterredung vernommen. Der Tafeldiener hat scheinbarer Weise einen Text aus dem Paulus genommen und ihn vom Johannes ausgesagt. Da aber der Redner dieser Gesellschaft und noch einige in der Schrift ziemlich bewandert sind, so ist ihnen solches aufgefallen, und das ist auch zuallermeist der Grund, warum sie ihre Köpfe zusammengesteckt haben.
[GS.01_052,08] Und unser Redner hat ihnen alsogleich heimlich bemerkt und gesagt: Meine lieben seligen Freunde! Wenn dieser Tafeldiener in der göttlichen Wahrheit so recht zu Hause wäre, da hätte er doch wohl nicht leichtlich den Paulus mit dem Johannes verwechselt. So aber hat er offenbar etwas von Johannes ausgesagt, was nur der Paulus gesprochen hat, – und dieser Punkt ist mir genug, zu glauben, daß unser Tafeldiener in der eigentlichen göttlichen Wahrheit nicht zu Hause ist; und so dürfte es wohl mit allem, was er gesprochen hat, einen sehr bedeutenden Anstand haben."
"[GS.01_052,12] Ihr werdet bemerkt haben, daß der Tafeldiener den Text des Apostels Paulus nicht völlig ausgesprochen und den Begriff „wesenhaft“ oder auch „leiblich“ oder „körperlich“ weggelassen hat. Sehet, das ist ein gar wichtiger Verbindungspunkt. Dieser Verbindungspunkt ist es ja eben, der dieser ganzen Gesellschaft mangelt; und solcher Verbindungspunkt besagt eben die tätige Liebe aus dem reinen Glauben an den alleinigen Herrn.
[GS.01_052,13] Nun sehet weiter, der ganze Johannes, welcher besagt das innere lebendige Wort oder die Liebe zum Herrn, faßt sich im himmlischen Sinne in dem vom Tafeldiener ausgesprochenen Texte zusammen und gibt hinsichtlich des Herrn allein das richtige Licht.
[GS.01_052,14] Paulus aber faßt dieses Licht lebendig in sich auf, welches ist die Liebe des Herrn im Johannes. Aus dem Grunde spricht dann auch Paulus: „Nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir!“ Also ist der vom Tafeldiener angeführte Text vollkommen aus dem ganzen Johannes und kann nicht von Paulus sein, weil dieser ganzen Gesellschaft noch das Wesenhafte der Liebe zum Herrn mangelt. – Was den ferneren Verfolg dieser wichtigen Abhandlung betrifft, wollen wir an der Seite der Gesellschaft nächstens betrachten."
"[GS.01_055,15] Der Hauptredner spricht: Meine lieben Freunde, in diesem Punkte, glaube ich, sollten wir hier nicht viel Fragen tun, sondern uns lediglich bestreben: erstens, sobald als möglich unsern angezeigten Palast zu erreichen, um dort die versprochene Aufklärung über das von mir und uns allen nicht verstandene Wort Gottes, besonders was den Paulus und Johannes betrifft, zu erhalten. Zweitens dürfen wir uns alle zum Grundsatze machen: weil die göttliche Dreieinigkeit für uns unsichtbar geworden ist, uns wieder an unseren evangelischen Christus zu halten. Denn dieser Ort hat nach Seinem Ausspruche: „In Meines Vaters Reiche sind viele Wohnungen“ – eine bei weitem größere Ähnlichkeit mit dem Himmel als der obige, da wir doch nur eine einzige Wohnung sahen. Aber nun nichts mehr weiter, denn sehet, unser vermeintlicher Tafeldiener kommt uns ja schon wieder entgegen. Also gehen auch wir ihm nur ganz still und ruhig entgegen."
"[GS.01_057,12] Unser Hauptredner spricht: O lieber Freund! Mir und sicher uns allen fängt nun ein ganz gewaltiges und völlig neues Licht an aufzugehen. Wenn ich aber nun zurückdenke an meine früheren Himmelsbegriffe, so kommen mir dieselben gerade so vor, als wenn ich auf der Erde manchmal am hellen Mittag zurückdachte an das Traumgebilde der Nacht. Welch eine Fülle muß im ganzen Worte des Herrn sein, wenn solches schon der erste Trieb aus dem Senfkörnlein weiset! Ja, jetzt begreife ich auch den Text, der da lautet:
[GS.01_057,13] „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerem Schaugepränge, sondern es ist inwendig in euch.“ Ja, es wird mir jetzt gar manches klar. Ich fange auch an, zu begreifen, aus welchem Grunde du im obigen Scheinhimmel scheinbar einen Text des Apostels Paulus in den Johannes übertrugst. Der Paulus ist wohl auch eine Pforte, an welcher die Samenkörner des Wortes Gottes in der größten Prachtfülle angebracht sind, aber im Johannes, ja im ganzen Johannes leuchtet nun die Fülle der Gottheit in Christo wesenhaft hervor! Ich meine, Paulus spricht solches wohl in einem Texte aus. Das kommt mir vor wie ein Same. Johannes aber spricht solches in der Fülle aus, und das ist schon eine Pflanze. – Habe ich recht?
[GS.01_057,14] Der vermeintliche Tafeldiener spricht: Ja, du hast recht, und siehe, was du siehst, ist wohl der erste Trieb. Willst du das völligere Gedeihen dieses ersten Triebes erschauen, so gehe immer tiefer in deine dritte Phantasie ein, und du wirst bald die Früchte dieser herrlichen Anpflanzung in voller Reife ernten!"
An Begriffen wie "dritte Phantasie" bitte ich sich nicht zu stören, wenn sie hier auch für den Anhäner "alter Kirchen" verwirrend sein dürfte. Hier also hat Jesus in Lorbers Schriften scheinbar falsch aus der Bibel zitiert, doch tatsächlich hat es einen tieferen Sinn gehabt. So kann für mich an dieser Stelle zunächst nur die Frage sein, ob die Annahme bei Lorber inhaltlich der Bibel widerspricht.
Also wieder zur ursprünglichen Kritik:
"9. September 1844
[JJ.01_300,01] Wie lebte denn nun Jesus, der Herr, von Seinem zwölften Jahre bis zu Seinem dreißigsten Jahre?
[JJ.01_300,02] Er fühlte in Sich fortwährend auf das lebendigste die allmächtige Gottheit; Er wußte es in Seiner Seele, daß alles, was die Unendlichkeit faßt, Seinem leisesten Winke untertan ist und ewig sein muß.
[JJ.01_300,03] Dazu aber hatte Er den größten Drang in Seiner Seele, zu herrschen über alles.
[JJ.01_300,04] Stolz, Herrschlust, vollste Freiheit, Sinn fürs Wohlleben, Weiberlust und dergleichen mehr, also auch Zorn, waren die Hauptschwächen Seiner Seele.
[JJ.01_300,05] Aber Er kämpfte aus dem Willen der Seele gegen alle diese gar mächtigsten tödlichsten Triebfedern Seiner Seele.
[JJ.01_300,06] Den Stolz demütigte Er durch die Armut; aber welch ein hartes Mittel war das für Den, dem alles zugehörte, und Er aber dennoch nichts ,Mein‘ nennen durfte!
[JJ.01_300,07] Die Herrschlust bändigte Er durch die Untertänigkeit und durch den willigsten Gehorsam zu denen, die wie alle Menschen gegen Ihn – o wie – gar nichts waren!
[JJ.01_300,08] Seine ewige, allerhöchste Freiheit bestürmte Er eben damit, daß Er Sich, wennschon endlos schwer, den Menschen wie ein sklavischer Knecht zu den niedrigsten Arbeiten gefangengab.
[JJ.01_300,09] Den stärksten Hang zum Wohlleben bekämpfte Er durch gar oftmaliges Fasten – aus Not, und auch aus dem freien Willen Seiner Seele.
[JJ.01_300,10] Die Weiberlust bekämpfte Er durch nicht selten schwere Arbeit, durch magere Kost, durch Gebet und durch den Umgang mit weisen Männern.
[JJ.01_300,11] Ja – in diesem Punkte hatte Er ungemein viel auszustehen, indem Sein Äußeres und der Ton Seiner Rede von höchst einnehmender Art waren,
[JJ.01_300,12] aus welchem Grunde die fünf überaus schönen Cyreniusschen Mädchen in Ihn durch die Bank sterbensverliebt waren und untereinander wetteiferten, Ihm am besten zu gefallen.
[JJ.01_300,13] Ihm gefiel solche Liebe wohl; aber dennoch mußte Er allzeit zu jeder sagen: „Noli me tangere!“
[JJ.01_300,14] Da Er ferner die Bosheit der Menschen mit einem Blicke durchsah – und sah ihre Hinterlist und Heuchelei, Verschmitztheit und ihre Selbstsucht,
[JJ.01_300,15] so ist es auch begreiflich, daß Er sehr erregbar war und konnte leichtlichst beleidigt und erzürnet werden;
[JJ.01_300,16] aber da mäßigte Er Sein göttliches Gemüt durch Seine Liebe und darauf erfolgte Erbarmung.
[JJ.01_300,17] Und also übte Er Sein Leben durch lauter schwerste Selbstverleugnungen, um dadurch die zerrüttete ewige Ordnung wiederherzustellen!
[JJ.01_300,18] Aus dem aber läßt sich leicht ersehen, wie Jesus als Mensch die achtzehn Jahre unter beständigen harten Versuchungen und Bekämpfungen derselben zubrachte. –
[JJ.01_300,19] Und da nun das für jedermann nutzbringend dargetan ist, so bleibt nichts mehr zu sagen übrig, außer die dreitägige Verhandlung mit den Weisen und Gelehrten im Tempel, die aber jetzt, wie noch so manches andere, nicht folgen kann."
Auf dieses Kapitel aus der "Jugend Jesu" bezieht sich der Autor des im Thread selbst zitierten Buches wohl. Die Schlußfolgerung "Jesus Christus sei also ursprünglich reiner Mensch gewesen,und e r s t s p ä t e r s e i e r a u c h G o t t g e w o r d en" jedoch ist nicht richtig und zeigt die mangelhafte Kenntnis von Lorbers Schriften. In der Jugend Jesu und den sonstigen Werken Lorbers ist Jesus von Anfang an der Messias und entwickelt sich nicht erst von einem normalen Menschen zu einem Messias. Wenn sich Gott in seiner alleinigen Verkörperung als Jesus jedoch entwickelt, dann weil er Mensch geworden ist. Das ist ein großer Unterschied, der hier scheinbar nicht verstanden wurde. Nun möchte ich meine Behauptung noch belegen:
"[JJ.01_003,01] An einem Freitage morgens aber nahm Maria abermals den Wasserkrug und ging hinaus, ihn mit Wasser zu füllen, und horch! – eine Stimme sprach zu ihr:
[JJ.01_003,02] „Gegrüßet seist du, an der Gnade des Herrn Reiche! Der Herr ist mit dir, du Gebenedeite unter den Weibern!"
"[JJ.01_003,06] Aber sie hatte sich noch kaum so recht wieder in ihrer Arbeit eingefunden, siehe, da stand schon der Engel des Herrn vor der emsigen Jungfrau und sprach zu ihr:
[JJ.01_003,07] „Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast eine endlos große Gnade gefunden vor dem Angesichte des Herrn; siehe, du wirst schwanger werden vom Worte Gottes!"
"25. August 1843
[JJ.01_016,01] Und das Weib willigte ein und folgte dem Joseph hin zur Höhle; da sie aber zur Höhle kamen, da verhüllte sich dieselbe plötzlich in eine dichte weiße Wolke, daß sie nicht den Eingang finden mochten.
[JJ.01_016,02] Ob dieser Erscheinung fing sich die Wehmutter hoch zu verwundern an und sprach zu Joseph:
[JJ.01_016,03] „Großes ist widerfahren am heutigen Tage meiner Seele! – Ich habe heute morgen ein großwunderbarstes Gesicht gehabt, in dem alles sich also gestaltete, wie ich es jetzt in der Wirklichkeit gesehen habe, noch sehe und noch mehr sehen werde!
[JJ.01_016,04] Du bist derselbe Mann, der mir im Gesichte entgegenkam; also sah ich auch zuvor alle Welt ruhen mitten in ihrem Geschäfte und sah die Höhle, wie eine Wolke über sie kam, und habe mit dir geredet, wie ich nun geredet habe.
[JJ.01_016,05] Und ich sah noch mehreres Wunderbarstes in der Höhle, als mir meine Schwester Salome nachkam, der ich allein mein Gesicht am Morgen anvertraute!
[JJ.01_016,06] Darum sage ich denn nun auch vor dir und vor Gott, meinem Herrn: Israel ist ein großes Heil widerfahren! Ein Retter kam, von oben gesandt, zur Zeit unserer großen Not!“
[JJ.01_016,07] Nach diesen Worten der Wehmutter wich sobald die Wolke von der Höhle zurück, und ein gewaltiges Licht drang aus der Höhle der Wehmutter und dem Joseph entgegen – so, daß es die Augen nicht zu ertragen imstande waren, und die Wehmutter sprach: „Wahr ist also alles, was ich gesehen habe im Gesichte! – O Mann! du Glücklicher, hier ist mehr denn Abraham, Isaak, Jakob, Moses und Elias!“ –
[JJ.01_016,08] Nach diesen Worten aber fing das starke Licht an, nach und nach erträglicher zu werden, und das Kindlein ward sichtbar, wie es gerade zum ersten Male die Brust der Mutter nahm.
[JJ.01_016,09] Die Wehmutter aber trat mit Joseph nun in die Höhle, besah das Kindlein und dessen Mutter, und als sie alles auf das herrlichste gelöset fand, sagte sie:
[JJ.01_016,10] „Wahrlich, wahrlich, das ist der von allen Propheten besungene Erlöser, der da ohne Bande frei sein wird schon im Mutterleibe, um anzudeuten, daß er all die harten Bande des Gesetzes lösen wird!
[JJ.01_016,11] Wann aber hat jemand gesehen, daß ein kaum gebornes Kind schon nach der Brust der Mutter gegriffen hätte!?
[JJ.01_016,12] Das bezeuget ja augenscheinlichst, daß dieses Kind einst als Mann die Welt richten wird nach der Liebe und nicht nach dem Gesetze!
[JJ.01_016,13] Höre, du glücklichster Mann dieser Jungfrau, es ist alles in der größten Ordnung; darum lasse mich aus der Höhle treten, denn mir fällt es schwer nun auf die Brust, da ich empfinde, daß ich nicht rein genug bin, um die zu heilige Nähe meines und deines Gottes und Herrn zu ertragen!"
Jesus war nach Lorber also unverkennbar von Anfang an seines Menschseins Gott.
Dreieinigkeit bei Lorber widersprüchlich zu nachbiblischen Lehren?
"Unter völliger Verwerfung der Lehre von der Dreieinigkeit ,wie sie uns in den großen allgemeinchristlichen Bekenntnissen entgegentritt, wird in den Schriften Lorbers mit starker Betonung behauptet,in der Gottheit sind nicht drei Personen zu unterscheiden,,Gott der Vater,Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist,sondern der in Jesus Christus erschienene Gott ist der alleinige Gott.Jesu Geist,das heilige,allerzeugende Ur-Machtzentrum Gottes,das ist der "Vater". Jesu Seele und Leib ,also das Menschliche an ihm,das ist der vom Vater geschaffene und ausgegangene "Sohn". Die vom Vater durch den Sohn in die Unendlichkeit ausstrahlenden Gotteskräfte sind der "Heilige Geist". Vater,Sohn und Heiliger Geist sind in Jesus Christus vereinigt."
An dieser Stelle kann jeder im vorigen Punkt nachlesen was Lorber beispielsweise über die Dreieinigkeit geschrieben hat. Für mich wäre nun die einzig interessante Frage wo Lorber hier den Schriften der Bibel widersprechen soll. Dazu also hier nichts weiter als das Folgende:
"[HGt.01_002,10] Dieses aber sage Ich jetzt: daß Ich bin der alleinige, ewige Gott in Meiner dreieinigen Natur als Vater Meinem Göttlichen nach, als Sohn Meinem vollkommen Menschlichen nach und als Geist allem Leben, Wirken und Erkennen nach. Ich bin von Ewigkeit die Liebe und die Weisheit Selbst."
"[HiG.03_40.08.18,51] Und ich Knecht sage Halleluja, Ehre und Preis und Ruhm Gott in der Höhe als dem Vater, Sohn und Heiligen Geiste Amen."