Zitat:
Und wie den Menschen beschieden ist, einmal (απαξ) zu sterben, danach aber das Gericht, also ist Christus einmal (απαξ) geopfert, um die Sünden vieler zu tilgen, und wird zum zweitenmal erscheinen ohne Sünden denen, die auf Ihn warten zu ihrem Heile.
Heb 9,27f
An dieser Bibelstelle machen sich einige wichtige Positionen der Großkirchen fest, so beispielsweise die Haltung ein Mensch könne nur in diesem, seinem einzigen Leben, auf Gnade des Christus hoffen, wenn er diese annimmt. Nicht wenige Christen sind sich sicher, daß dieses dort erwähnte Gericht ewige Verdammung sein wird. Oft wird sogar argumentiert, daß ohne die Drohung mit der Hölle der an sich schlechte Mensch sich gar nicht zur Erlösung bewegen würde. Wozu auch, wenn er keine Strafe zu befürchten hätte.
So gebildet diese Christen auch zu sein scheinen, sagt sowas auch immer etwas über den eigenen Glauben aus. Denn wer, der selbst aus Liebe bei Gott sein möchte, könnte solche Theorien vertreten?
Andere versuchen Zweifel daran zu begründen, daß απαξ (hapax) immer "einmal" heißen muß, da es Stellen gäbe, in denen es beispielsweise auch mit "wieder einmal" oder "nocheinmal" übersetzt würde und vergessen dabei den folgenden Vers, der dieses "einmal" klar mit dem einmaligen Opfer Jesu vergleicht.
Doch, abgesehen von der biblischen Tatsache, daß der Mensch zunächst in den Hades gelangt (bei Lorber Jenseits oder Geisterreich genannt) sollte die eigentliche Frage sein, was dieses Gericht ist und wann "danach" es stattfindet. Laut Offenbarung mag es sich um das Gericht handeln, das am Ende dieses Äon stattfindet, also dann, wenn die Toten den Hades, beziehungsweise das Totenreich verlassen müssen.
Die übliche schroffe Trennung der jenseitigen Aufenthaltsorte Menschen in "Himmel" und "Hölle" findet sich bei Lorber nicht, wofür es auch verschiedene Hinweise in der Bibel gibt. Demnach gilt etwa dies:
Zitat:
(Jesus über eine Gruppe unbarmherziger "höherer" Kirchenleute:) In einigen dreißig Jahren werden sie für den unteren Weisheitshimmel ganz geeignet sein. Höher hinauf aber werden sie wohl schwerlich je kommen, weil bei ihnen das Organ der Liebe (weil es nie geübt und gestärkt worden ist) zu unentwickelt und schwach ist. Dafür aber hat freilich das Organ der weitwendigen Weisheit eine viel zu große Ausdehnung und kann daher nie von der außerordentlich schwachen Liebe überwältigt werden. Denn so bei solchen die Liebe sozusagen um sieben Ellen wächst, so wächst die Weisheit daneben schon uns dreifache. Und es kann daher nie jenes Verhältnis zwischen Liebe und Weisheit hergestellt werden, welches notwendig ist, um in einen höheren Himmel aufsteigen zu können.
Es ist zwar wohl gerade keine absolute Unmöglichkeit, daß auch Geister des untersten Weisheitshimmels in einen höheren Himmel übergehen können; aber es geht so etwas immer sehr schwer, weil die Weisheit sich stets mehr in der Spekulation (Betrachtung) als in der wirklichen Tat gefällt. - Der Weise hat nur ein Wohlgefallen, so er vor andern seine tiefen Einsichten auskramen kann, während der eigentliche Liebegeist nur nach dem Guten und Wahren handeln will.
RB.02_233,06
Ergänzend:
Zitat:
Sagen die Geister: "O so ihr nicht vom heiligen Papste aus geweiht und gesandt seid, da können wir euch unmöglich folgen, denn Gott der Herr hat ja alles ihm in die Hände gelegt. Was er bindet auf Erden, das ist auch gebunden im Himmel, und was er löset auf Erden, das ist auch gelöset im Himmel. Wenn ihr also nicht vom Papste aus hieher gesandt seid, so könnet ihr um so weniger von Gott gesandt sein, sondern von der Hölle, von der alle Ketzer und Protestanten ausgehen und auch frevelhaftigst sagen, sie gehen von Gott aus und Er sei ihr Vater - während doch nur der Gottstehunsbei (Teufel) ihr Vater ist. Ziehet nur wieder weiter! Denn in diesem Orte wächst für euch ebensowenig ein Geschäftchen wie für die Rongeaner."
Sagt Petrus: "Woher wisset ihr denn, daß der Papst von Gott dem Herrn eine so ungeheuere Macht ?erkommen hat?" - Sagt ein Weib mit einem zweipfündigen Gebetbuche in der Hand: "Nun, das weiß doch die ganze Welt! Gott hat dem Petrus alle Gewalt gegeben und Petrus hernach einem Papste um den andern. Und darum ist ein jeder Papst gleich so viel wie der heilige Petrus selbst! Hat der Herr das verstanden?"
Sagt Petrus: "Das klingt sehr spaßhaft, und das namentlich vor meinen Ohren, da ich doch selbst ebenderselbe Petrus bin, in dessen Hände Gott der Herr die geistigen Schlüssel zum Himmelreiche gelegt hat. Ich weiß nichts von solch einer Übergabe der mir von Gott erteilten Macht an den römischen Papst, wie ich auch nie in Rom meinen Sitz gehabt habe. Paulus, als ein Apostel der Heiden, hat wohl längere Zeit sich in Rom, und zwar unter der tyrannischen Regierung des Kaisers Nero aufgehalten; aber ich, als der wahre und wirkliche Petrus, nie. Wie sollte ich dann einen Papst zu meinem Nachfolger ernannt und ihm alle mir von Gott Selbst eingeräumte Macht übergeben haben?"
RB.02_259,04ff