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BeitragVerfasst: Di 9. Apr 2013, 12:42 
Administrator

Registriert: Mi 21. Nov 2012, 02:44
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In einer Zeit, in der wieder vermehrt auf die friedlichen Grundlagen des Christentums und den kriegerischen Fundemante des Islam hingewiesen wird erfreut sich in auffälliger Kritiklosigkeit eine Frau weitverbreiteter Beliebtheit in der Bevölkerung: Jeanne Darc, von der es keine überlieferte Abbildung gibt und über die die Überlieferungen auch aufgrund gegensätzlicher Darstellungen der verschiedenen Kriegsparteien im Unklaren bleibt. Gerade diese Unklarheiten beflügeln aber in besonderem Maße die Phantasie. Über 20.000 Bücher soll es angeblich bereits über sie geben, womit sie eine der am häufigsten dargestellten historischen Persönlichkeiten sein dürfte.

Trotz aller Unklarheiten scheint auch klar zu sein, daß diese Frau sich so darstellte, daß der Gott der Christen ihr den Auftrag erteilt habe militärisch in einen Krieg unter "christlichen Kriegsparteien" einzugreifen. Natürlich stieß diese Darstellung bei den gegnerischen Kriegsparteien auf wenig Gegenliebe, ließ diese sie selbst doch im Verdacht stehen nicht auf der Seite Gottes zu stehen.

Warum also werden heutzutage die Kreuzzüge, eine Reaktion auf militärische Angriffe auf Ostrom, nahezu einhellig verdammt, diese Frau jedoch noch einhelliger als Heilige und "Frau des Jahrtausends" gefeiert? Wie kommt es, daß nicht einmal dem Front National auffällt, daß ihr ikonisches Hochhalten der eigenen Islampropaganda in gewisser Hinsicht widerspricht? Welche Rolle spielten konfessionelle Konflikte, schließlich brodelten die Vorläufer der Reformationsbewegung, in England in Wycliff, der allerdings noch von der Regierung bekämpft wurde? Wie kann es sein, daß Christen bis heute eine Person feiern, die Christentum und Krieg problemlos vereinbar fand und das aus ihrer Nähe zu Gott ableitete? Ist sie gewissermaßen eine Vorreiterin von Dietrich Bonhoeffer?

Theologisch stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage in welchem Verhältnis das wahre Christentum zu Gewalt stehen muß. Ist es Aufgabe von Menschen Kriege für Gott zu führen? Im Rahmen des Alten Bundes wird eindeutig davon berichtet und auf diesem Stand bewegt sich der "fundamentale" Islam gewissermaßen noch heute. Die entscheidende Frage ist die, ob der Neue Bund, die Grundlage des Christentums, hierzu klare abweichende Vorgaben macht. Eigentlich sehen das viele Christen so. Wie kommt es dann zur Heiligen Jeanne?

Die Legenden berichten, ihr sei eine leuchtende Wolke erschienen, aus der eine Stimme zu ihr sprach, der sie aufforderte den vertriebenen König zu unterstützen, Männerkleidung anzulegen und in den Krieg einzugreifen und Paris zu erobern. Damals bekämpften sich unter Beteiligung englischer Truppen verschiedene französische Herrscher im hundertjährigen Krieg untereinander. Der Herrscher des Himmels habe sie dazu auserwählt. Sie würde erstaunliche Dinge vollbringen. Alle würden ihrem Rat folgen. Die Stimmen sprachen laut ihrer Angabe gut französisch und seien von der französischen Seite gewesen. Auf die Frage, ob sie Haare haben würden gab sie an, sie hätten Haare. Sie würden gut gekleidet sein und gut riechen. Im Schauprozess gegen sie gibt sie an, eine Stimme sei der Erzengel Michael gewesen, der jedoch nicht oft komme. Weiter sei ihr der Wille Gottes von der "heiligen" Katharina und der "heiligen" Magaretha übermittelt worden. Weiter seien im Gerichtssaal hinter den Vorhängen und Tapeten Prsonen, die mit ihr sprächen und mit denen sie sich offenbar beriet, bevor sie dem Gericht antwortete. Im Gefängnis wurde beobachtet, daß beim Beten manchmal Stimmen zu ihr sprachen, manchmal aber auch nicht. Schon vor ihrer Geburt gab es Prophezeiungen eine gottgesandte Jungfrau würde das Königreich retten. Eine davon erwähnt einen Wald in der Nähe ihres Herkunftsortes. Sie selbst bezog sich auf diese Prophezeiungen um ihr Umfeld zu überzeugen. In ihrem Umfeld glaubte man bereits vorher, daß aus ihr Gott spreche, sie verlorenen Dinge wiederfinden und die Zukunft voraussagen könne.

Der damalige Papst war sich nicht sicher, ob diese Begebenheiten authentisch oder menschliche List einer Kriegspartei darstellten. Nach einem Bericht habe sie als Knappe bei einem Hauptmann gedient, sei militärisch ausgebildet und dahingehend unterrichtet worden entsprechend der Jungfrauprophezeiungen aufzutreten. Von ihr wird berichtet sie habe Männern generell mißtraut und panische Angst gehabt vergewaltigt zu werden. Da sie üblicherweise mit anderen jungen Frauen schlief wurde von diesen berichtet, sie habe nicht "die geheime Krankheit der Frauen", was heute manchmal im Zusammenhang mit dem Hormonhaushalt gedeutet wird. Von ihrer ersten Audienz bei einem Herzog mit dem Ziel Zugang zu Karl zu erhalten wurde berichtet, sie habe um Pferd und Rüstung gebeten und ihre Fähigkeiten zeigen zu können. Schließlich sei sie ohne Steigbügel aufs Pferd gesprungen und sei so geschickt geritten wie ein Ritter. Angeblich sei sie damals allerdings erst 16 gewesen, was die Frage aufwirft wann eine jahrelange Ausbildung stattgefunden haben sollte. Laut einem Pachtvertrag hatte Jaque d Arc, der Vater von Jeanne vom regionalen Lehnsherrn nicht nur einen Bauernhof gepachtet, sondern auch eine Schloßfestung auf einer Insel. Er war Dekan, vergleichbar mit einem Bürgermeister. Einige Offiziere pendelten oft in den Heimatort, die nach Berichten wohl nur den Vater kannten, nicht die Mutter.

Später äußern erfahrene Offiziere, sie verhalte sich bei der Kriegsführung geschickt wie ein Hauptmann mit jahrzehntelanger Erfahrung. Solche Aussagen bleiben jedoch pauschal, es ist nicht überliefert was konkret sie bei den Kriegszügen getan haben soll. Sie ritt wohl weder voran, noch wurde sie am Kriegsrat der höchsten Offiziere beteiligt. 1428 verteidigte sie sich erfolgreich alleine in einem Prozess eines von den Eltern bestimmten Verlobten gegen sie. Sie hatte ein Keuschheitsgelübde abgelegt und wollte dies beibehalten. Sich selbst verteidigen hätte sie aber nach offiziellen Kriterien erst ab einem Alter von 20 Jahren dürfen. Über 100 Personen aus ihrem (angeblichen) frühen Umfeld zeugten jedoch noch zwanzig Jahre nach ihrer Hinrichtung für sie entgegen der Inszenierungstheorie. Nachdem sie Karl zum König salbte zog es dieser vor Friedensverhandlungen anzustreben. Jeanne wollte jedoch Paris militärisch erobern, scheiterte jedoch ohne das königliche Heer und wurde mehrfach verwundet. Schließlich wurde sie gefangengenommen und an England verkauft. Nach monatelangem Prozess wird eine Frau mit verhülltem Kopf auf einem hohen Scheiterhaufen aus Gips verbrannt.

Fünf Jahre danach taucht eine Frau auf, die sich als Jeanne ausgibt, selbst von Jeannes Brüdern angeblich auch erkannt wird, ähnliche Reit- und Kampffähigkeiten zeigt und detaillierte Kenntnisse über frühere Kontaktpersonen, deren Titel und Wohnorte besitzt. Diese Frau reist nach Köln als sich zwei Männer um das Bischofsamt von Trier stritten und gibt an einen Bischof ernennen zu können. Aufgrund der Gerüchte vor Ort lud der zuständige Inquisitor diese Frau vor und berichtete über Dinge, die sie getan habe, die an Magie gegrenzt hätten. Daraufhin floh die Frau und heiratete später einen verwitweten französischen Ritter mit zwei Kindern. In einem späteren notariellen Immobilienvertrag des Ehepaares wird die Bezeichnung "Jungfrau" für die Ehefrau dokumentiert. Als sie 1436 bei La Rochelle gegen englische Truppen kämpft, sendet ihr der spanische König auf eine schriftliche Bitte eine Schiffsflotte. 1439 wird ihr zu Ehren in Orleans ein großer Empfang gegeben. 1440 wird sie in Paris als mutmaßliche Betrügerin verhört, zum Leben der Jeanne befragt und danach freigelassen. 1441 wird die Frau in einem königlichen Edikt als die Rolle eines Offiziers einnehmend erwähnt. Schließlich wird sie vom König vorgeladen, der sie zu erkennen meint und auf ein Geheimnis anspielt, das nur die beiden kennen würden. Darauf beichtet die Frau angeblich dem König eine Betrügerin zu sein. Der König bestrafte angeblich hart, die Frau jedoch reiste offenbar unbehelligt ab. Auf ihrem Grabstein habe gestanden sie sei Jeanne gewesen. In diesem Todesjahr wird der Rehabilitationsprozess angestrengt. Als Deutschland und Frankreich sich um die Stahlregion Lothringen streiten gibt es Bemühungen die Lothringerin Jeanne heiligzusprechen. Nachdem in einem Krankenhaus dafür geworben wurde Jeanne um Heilung anzuflehen wurden Heilungen dieser Patienten gesammelt, von denen schließlich zwei anerkannt wurden. 1920 wurde sie heiliggesprochen.

Taugt sie als christliches Vorbild? Kamen die Stimmen, sofern sie sie tatsächlich hörte, von Jesus Christus?


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