Ein bemerkenswerter Umgang mit dem eigenen Befund - man solle auf das achten, worauf es dem Autor des Buchs Tobit vermeintlich ankam:
Zitat:
5. Historische und geographische Angaben im Tobit-Buches
Es handelt sich beim Tobit-Buch um eine erbauliche Erzählung, nicht um einen geschichtlichen Bericht.
Darauf weist bereits der freie Umgang mit geschichtlichen Ereignissen hin.
Ich habe bereits die Ungereimtheiten in der Biographie Tobits erwähnt. Der alte Tobit soll schließlich
in seiner Jugend noch die Reichsteilung beim Tod Salomos im Jahre 931 v. Chr. erlebt haben (Tob 1,4),
er soll aber auch mit dem Stamm Naftali in Gefangenschaft geführt worden sein, ein Ereignis, das im Jahre 734 v. Chr. stattgefunden hat (Tob 1,5. 10).
Und sein Sohn Tobias soll dann erst nach der Zerstörung Ninives gestorben sein (Tob 14,15). Die Zerstörung Ninives ereignetes sich aber erst im Jahre 612 v. Chr.
Darüber hinaus nennt das Tobit-Buch Sanherib als unmittelbaren Nachfolger von Salmanassar (Tob 1,15). Die wichtige Regierungszeit Sargons wird also einfach übersprungen.
Auch mit der Geographie geht das Buch recht frei um. Die Entfernung zwischen Rages und Ekbatana soll nur zwei Tagesreisen betragen haben (Tob 5,6). In Wirklichkeit ist Ekbatana von Rages 300 km entfernt.
Auch sagt das Tobit-Buch, dass Rages im Gebirge und Ekbatana in der Ebene läge. Tatsächlich liegt Ekbatana 2000 m hoch, also viel höher als Rages
Diese Ungereimtheiten weisen demnach deutlich darauf hin, dass der Verfasser, ähnlich wie der Autor des Judit-Buches, die Aufmerksamkeit aus einem bestimmten historischen und geographischen Zusammenhang herauslösen will. Der Leser soll sich also voll und ganz auf die eigentlichen Aussagen des Buches konzentrieren können.
http://www.joerg-sieger.de/einleit/spez ... ez80.htm#e